Besuchsdienst der Kirchengemeinde

Konzept Besuchsdienst Ev. Kirchengemeinde Wadern-Losheim

 

1. Inhaltliches Konzept

 

Allgemeine Definition:

 

„Ein Besuchsdienst oder auch Besucherdienst ist eine Dienstleistung, die den Besuch von einer Person oder Gruppe von meist hilfsbedürftigen, sozial benachteiligten oder einsamen Menschen als Aufgabe hat.“ (Wikipedia)

 

Theologische Begründung:

 

Besuchsdienste können als ein wesentlicher Bestandteil der Seelsorge in der Gemeinde angesehen werden. Gemeindeseelsorge geschieht mitten unter den Menschen, wenn sie sich wahrhaft begegnen. Der Besuchsdienst lebt davon, dass sich Menschen zu anderen auf den Weg machen.

Es gehört zum christlichen Leben in einer Kirchengemeinde, Menschen zu besuchen. „Gott kommt uns Menschen nahe, indem er uns in Jesus Christus auf der Erde besucht (Lk 1,68). Jesus besuchte in unterschiedlichen Zusammenhängen Menschen und fordert seine Nachfolger und Nachfolgerinnen auf (Lk 10)“, dies ebenfalls zu tun.

 

Gemeindeverständnis und die besondere Bedeutung ehrenamtlicher Besuche:

 

Viele der Besuche werden von Ehrenamtlichen übernommen. So entsteht ein Netz von Beziehungen zwischen den einzelnen Gemeindegliedern.

Mit Besuchen bei Menschen als ein Kernangebot knüpft die Kirche an die Grundbewegungen des Evangeliums an: Gott besucht die Menschen in Jesus Christus. Indem eine Kirchengemeinde diese „Urbewegung“ aufnimmt, ist sie

 

- eine besuchende Kirche,

- eine begrüßende Kirche,

- eine Kirche, die nahe bei den Menschen ist,

- eine sich ständig verändernde Kirche und

- eine Kirche der Vielen.

 

Mit einem ehrenamtlichen Besuchsdienst schafft unsere Kirchengemeinde Räume für Begegnungen:

 

- Menschen schenken sich Aufmerksamkeit

- Besuchende und Besuchte erfahren Wertschätzung und Anerkennung

-  Kontakte tragen dazu bei, dass sich Besuchte nicht isoliert oder einsam fühlen

- gemeinsame Aktivitäten fördern die Integration und soziale Kompetenzen

- Besuchende und Besuchte erweitern ihre Kontakte und erleben viel Neues

 

Den Neuzugezogenen eine Brücke ins Gemeindeleben zu bauen, Kranken Solidarität und Gebet der Gemeinde zu vermitteln und den Alten aus ihrer Einsamkeit zu verhelfen, können Ziele der Arbeit des Besuchsdienstes sein.

 

Qualitätsanspruch/Leitbild:

 

Der Besuch findet im Auftrag der Kirche statt. Ein Besuch ist immer ein Zeichen der Wertschätzung des Besuchten.

Im Mittelpunkt des Besuchs steht der besuchte Mensch. Er soll gewürdigt und geachtet werden. Der Kern des Besuchs ist das hilfreiche und wertschätzende Gespräch auf Augenhöhe. Der Besuchte soll jedoch in der Verantwortung für sich selbst bleiben. Kommunikation ist die Basis unseres sozialen Miteinanders.

Wenn Christen bewusst auf Menschen, die im gleichen Ort wohnen, zugehen, zeigen sie, dass in ihrer Gemeinde etwas vom Wesen und der Botschaft Jesu lebendig ist und es geht in dem Gespräch darum, dem anderen zu versichern: „Es ist gut, dass du da bist.“

 

Christliche Sinndeutung kann angeboten werden, wird aber niemals aufgezwungen.

Leitlinien für eine gelungene hilfreiche Begegnung auf Augenhöhe:

 

- Besuch vorher ankündigen

- sich auf den Besuch einstellen und diesen sorgfältig vorbereiten

- dem Anlass entsprechend auftreten (Kleidung, Präsent etc.)

- ausreichend Zeit einplanen

- Der Besuchende stellt sich als Mitarbeitender der Kirchengemeinde vor.

- Der Besuchende nimmt den Gesprächspartner ernst und hört diesem aktiv zu. Dazu    gehört: Interesse zeigen, Konzentration auf das Gesprächsthema und das eigene        Mitteilungsbedürfnis zurückstellen

- Der Besuchende wahrt Haltung, lässt sich aber auf das Thema ein. Er nimmt die        eigenen Gefühle und Reaktionen wahr, bleibt seinen eigenen Werten treu und            akzeptiert seine eigenen Grenzen (Authentizität).

- Der Besuchende achtet auf nicht-sprachliche Signale und hört auf allen Ebenen zu.

- Der Besuchende bringt seinem Gegenüber Wertschätzung entgegen: Akzeptanz          und Respekt, Vertrauen auf dessen Kompetenzen und Fähigkeiten; dem Besuchten    seine eigene Mündigkeit und Verantwortung zumuten.

- Der Besuchende bemüht sich um einfühlendes Verständnis (Empathie). Dies              beinhaltet den Aufbau einer vertrauensvollen Atmosphäre, die Wahrnehmung von      Emotionen und Gefühlslagen, diese auch anzusprechen und Solidarität zu zeigen.

- das Gespräch aktiv gestalten und dem Besuchten angemessen Raum geben

- angemessen Nähe und Distanz wahren; Grenzen achten

 

Zielgruppe:

 

- Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen

- GemeindebriefausträgerIn

- Neuzugezogene

- Eltern von Täuflingen (Anschlussbesuche)

- Menschen jeder Altersgruppe, die selbst eine Besuchsanfrage an die                          Kirchengemeinde stellen

 

Besuchsanlässe:

 

- Begrüßung in der Gemeinde: Durch ein „Herzliches Willkommen“ oder ein                  Glückwunsch durch das Presbyterium oder ein beauftragtes Gemeindemitglied            öffnet unsere Gemeinde ihre Türen. Wer als „Fremde/r in einen neuen Lebensraum    kommt, ist auf Kontakt, Informationen und Hilfen, sowie auf Integration                    angewiesen.

- Gratulation zu besonderen Anlässen: Geburt, Ehejubiläen, Pensionierung,                  besondere Geburtstage, Taufe, Betriebsjubiläen, Hochzeit etc.

- Krankheit

- Trauer: Wer einen lieben Menschen durch Tod verloren hat, ist oft einsam. Die            Trauer beginnt in der Regel erst nach der Beerdigung, wenn keiner mehr da ist.

  Ziele des Besuchsdienstes:

- Gesellschaft leisten

- Gespräche führen

- Kontakte knüpfen

- Zuhören

- zusammen Brett- oder Kartenspiele spielen

- Geschichten vorlesen

- Abwechslung in den Alltag bringen

- Integration von Neuzugezogenen in das Gemeindeleben vor Ort-

 

2.Personelles Konzept incl. Ausgabenbeschreibung

 

Ehrenamtliche Besuchsdienst-Mitarbeitende:

- verstehen sich als Teil unserer Kirchengemeinde und können die Kirche                      angemessen repräsentieren

- haben Interesse daran, Kontakt zu anderen Menschen zu knüpfen

- haben Spaß an Begegnungen mit anderen Menschen

- halten sich an die Schweigepflicht und an den Datenschutz

- haben für den Besuchsdienst genügend freie Zeit und nehmen den Dienst                  verbindlich wahr

- sind emotional stabil und belastbar-

- sind anderen Menschen gegenüber tolerant und offen

- sind in der Lage sich selbst zurückzunehmen (die eigene Persönlichkeit in den            Hintergrund zu stellen)

- sind redegewandt (Rhetorik) und beherrschen eine empathische Gesprächsführung

- sind bereit zur Reflexion des Besuchsgeschehens und des eigenen                            Gesprächsverhaltens (Fallbesprechung, Supervision)

- nehmen regelmäßig an den Treffen der Besuchsdienstgruppe teil und tauschen sich    untereinander aus

- haben Interesse an regelmäßigen EA-Fortbildungen

  Besuchsdienstleitung:

- ist verantwortlich für die Organisation und Leitung von regelmäßigen Treffen der        Besuchsdienstgruppe

- organisiert regelmäßige EA-Fortbildungen (z.B. Arbeiten an bestimmten aktuellen      Themen; Fallbesprechungen, kollegiale Beratung, Gruppensupervision)

- vertritt die Gruppe in der Kirchengemeinde und der Öffentlichkeit

- berichtet jährlich über den Besuchsdienst im Presbyterium

- stellt die notwendigen Materialien und Informationen für die Besuche zur Verfügung    (Flyer, Präsente, Verwaltungsunterlagen, Seminarunterlagen etc.)

- leistet Unterstützung bei Schwierigkeiten (fachliche Ansprechperson für die EA)

- organisiert die Öffentlichkeitsarbeit (Verfassung von Artikeln für die Homepage und    den Gemeindebrief der Kirchengemeinde; Aktualisierung Flyer; Netzwerkarbeit etc.)

- ist verantwortlich für die EA-Gewinnung und Mitarbeiterpflege (Führen der EA-Akte)

- ist Ansprechperson für evtl. Beschwerden von Besuchten

 

Pfarrer/in:

 

- steht für die seelsorgerliche und geistliche Begleitung der Besuchsdienstgruppe zur    Verfügung

- hält regelmäßig Kontakt zur Besuchsdienstgruppe

- übernimmt bei Bedarf (z.B. schwierige Lebenssituation der Besuchten, Wunsch der    Besuchten) den weiteren Kontakt zu den Besuchten

 

Presbyterium:

 

- beschließt die Einrichtung eines Besuchsdienstes in Abstimmung mit dem bereits        bestehenden Gemeindekonzept (Ergänzung des Gemeindekonzepts und Integration    in das bestehende Gewaltschutzkonzept)

- beruft und beauftragt Personen zur Leitung und Mitarbeit im Besuchsdienst                (beinhaltet auch eine schriftliche Verschwiegenheitserklärung aller Beteiligten)

- verantwortet die Besuchsdienstarbeit (hierzu gehört u.a. auch die regelmäßige          Überprüfung und Anpassung des Besuchsdienst-Konzepts und die Entgegennahme      des Berichts der Besuchsdienst-Leitung)

- ist verantwortlich für die Genehmigung und die regelmäßige Prüfung des                    finanziellen Haushaltes des Besuchsdienstes

 

3. Organisatorisches Konzept

 

Kooperationen/Vernetzung:

 

- Kontaktaufnahme zu regionalen Multiplikatoren, z.B. Kirchenkreisbeauftragte oder      landeskirchliche Beauftragte

- Aufbau Netzwerk möglicher Referenten*Innen

 

Arbeitsweise:

 

- Informationsabend für inte  ressierte Ehrenamtliche

- Durchführung von Einzelgesprächen mit jedem Ehrenamtlichen vor Aufnahme des      Dienstes (Erläuterung von Sinn und Ziel des Dienstes; Klärung offener Fragen und      der Vorgehensweise, Hinweise zum Datenschutz)

- Anlegen EKiR-Mailadresse für Ehrenamtliche

- Erstellung der schriftlichen Schweigepflichterklärung; Ablage EA-Akte

- Versicherung der Ehrenamtlichen über die KGM (Haftpflicht)

- Vorstellung des Dienstes in einem GD (bei Projektbeginn)

- Einführung und Begrüßung der EA des Dienstes in einem GD

- Planung von Zeitpunkt und Ankündigung der Besuche (telefonische oder schriftliche    Anfrage) mit mind. 3 Wochen Vorlaufzeit

- Telefonbesuchsdienst oder Besuchsdienst in Präsenz sind möglich

- Willkommensschreiben für Neuzugezogene

- Grußkarten für verschiedene Anlässe

- Anschreiben Rückblick Taufe

- „Mitbringsel“ je nach Anlass (max. 10 Euro)

- Fahrtkosten-Formular Ehrenamtliche

- Treffen der Besuchsdienstgruppe abwechselnd in Losheim und Wadern (1x im            Monat)

- Gruppensupervision für EA 1x im Quartal abwechselnd in Losheim und Wadern

 

Öffentlichkeitsarbeit:

 

- Flyer

- Vorstellung des Dienstes im Gottesdienst, beim Gemeindefest oder Mitarbeiter-          Dank, auf der Homepage der KGM, im Gemeindebrief

- Artikel - Veröffentlichung in Zeitung oder Amtsblatt (keine Anzeigenschaltung)

- aktives persönliches Ansprechen geeigneter Ehrenamtlicher

- Informationsabend für interessierte Ehrenamtliche

- Begrüßungsbrief mit Besuchsankündigung sowie ggf. Einladung zu bestimmten GD    oder persönlicher Begrüßung in der ortsnahen Kirche

  Fortbildungen:

- Gruppensupervision 1x im Quartal

- Gruppenseminare zu speziellen Themen (z.B. Gesprächsführung, Umgang mit            schwierigen Situationen, Resilienz, Umgang mit Trauer und Krankheit etc.)

- Einzelsupervision für die Besuchsdienst-Leitung

  Treffen Besuchsdienstgruppe:

- Erfahrungsaustausch (Entlastung von problematischen Erlebnissen)

- Fallbesprechungen

- Besprechung Wunschthemen für spezielle Fortbildungen

- Ideensammlung für Gewinnung weiterer EA oder Ausweitung Zielgruppe